Mehrsprachige Veranstaltungen für Schulanfänger und Kindergartenkinder

Welche Sprache sprichst denn du?

Institution
Öffentliche Bibliothek Lannach
ProjektleiterIn
Harriet Kahr
Kategorie
Kategorie 3: Kindergärten, Bibliotheken, Gemeinden und andere außerschulische Institutionen und Vereine sowie alle Partnerprojekte (z. B. Kindergarten –Volksschule)
Gruppengröße
70

1. Projektbeschreibung (Ziele, Ablauf, Schwerpunkte)

Kurzbeschreibung
Die Gestaltung der zweisprachigen Veranstaltungen in der Bibliothek wurde mit Unterstützung von Eltern der Schul- und Kindergartenkinder durchgeführt, die eine andere Erstsprache als Deutsch sprechen. So konnten wir die Veranstaltung bereits in Polnisch, Holländisch, Kroatisch, Russisch, Kurdisch, Slowenisch und Spanisch durchführen, weitere Sprachen werden folgen (Slowakisch, Tschechisch, Türkisch). Je nach Sprache wurde ein Bilderbuch ausgewählt, dass den Kindern in der jeweiligen Erstsprache und in deutsch vorgelesen wurde (je nach Länge komplett oder Auszüge davon). Anschließend an die Geschichte gab es noch ein passendes Spiel, Wörter lernen, das Entdecken der Sprache auf eventuelle Ähnlichkeiten und viel Spaß. Beispiele: Schule Polnisch: Bilderbuch "Herr Uhu macht Urlaub". Nach dem Vorlesen und selber Lesen der Kinder der Geschichte in Deutsch und Vorlesen in Polnisch in der Schulbibliothek (von der öffentlichen Bibliothek betreut), wurden von den Kindern in Gruppenarbeit die Behausungen, Spuren und Exkremente von Tieren den richtigen Tieren zugeordnet (folierte Bilder). Anschließend lernten die Kinder einige Zahlen auf polnisch und durften auch noch in Polnisch auf der Tafel schreiben. Auch die Frau Lehrerin schrieb anschließend in Polnisch auf der Tafel und wurde von den Kindern bewertet. Kindergarten Holländisch: Buch "Een kleur van zichzelf"- "Seine eigene Farbe", Leo Lionni, Heinz Janisch, Beltz und Gelberg, 2015. Nach der Lesung folgten verschiedene Spiele in beiden Sprachen. Die Kinder lernten spielerisch die Farben und Namen von Tieren auf Holländisch kennen, Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ auf Holländisch

2. Dauer/Umfang und ProjektteilnehmerInnen

Beginn des Projektes
22. Februar 2016
Ende des Projektes
11. Juli 2016
In welcher Frequenz lief/läuft das Projekt?
monatlich
Anzahl Kinder
70
davon Kinder mit anderer Erstsprache als Deutsch
15
Alter
None
Schulstufen
Extern eingebundene Personen
Die Eltern der Schul- und Kindergartenkinder, die eine andere Erstsprache als Deutsch sprechen, Kindergartenpädagoginnen und Klassenlehrer.
Partnerorganisation und Ansprechpartner
Öffentliche Bibliothek Lannach
Mag. Harriet Kahr

3. Inhaltliche Kriterien zur Projekterfüllung

Wie werden Lesekompetenz oder ihre Voraussetzungen durch das Projekt nachhaltig und messbar verbessert?
Unser Projekt unterstützt die frühe Lesesozialisation. Das Erkennen des Unterschiedes zwischen geschriebener und gesprochener Sprache wird gefördert und es erfolgt eine Schulung des begrifflichen und sprachlichen Wissens. Den Eltern der Kinder wird durch das Miteinbeziehen die Wichtigkeit des Lesens und Vorlesens verdeutlicht. Da wir bereits im letzten Kindergartenjahr ansetzen, gibt es einen Ausgleich der Nachteile von Kindern mit Migrationshintergrund. Risikokinder werden frühzeitig erkannt und können so spezifisch gefördert werden. Die Vorlesesituation bedeutet Spracherwerb, Erschließung der Welt, eine korrekte Erfassung der Lautstruktur der beiden Sprachen. Es dient der Wortschatzerweiterung und dazu kommen noch ein emotionaler und ein dialogischer Aspekt. Die Messung erfolgt mittels der Besuchszahlen und Ausleihzahlen der Kinder in der Bibliothek. Seit Beginn des Projektes erleben wir auch außerhalb der Projektstunden ein stark steigendes Interesse der Kinder an der Bibliothek und an der Bücherausleihe. Durch das Projekt wird der Spaß am Lesen spielerisch unterstützt.
Wie geht das Projekt auf Kinder mit Leseproblemen ein?
Bei mehrsprachigen Kindern gibt es immer wieder Probleme mit der Lesekompetenz. Diesen Problemen versucht das Projekt bereits im Kindergartenalter entgegenzuwirken. In der Schule fördert das Lesen der Erstsprache auch das Lesen in Deutsch. Für die Kinder gibt es einen Anreiz, sich auch für andere Sprachen zu interessieren und sie lernen auch andere Sprachen wertzuschätzen.
Was sind die Besonderheiten des Projektes?
Die zweisprachige Leseförderung ist in unserer Region neu. Alle Spiele und Arbeiten, die die Kinder anschließend an das Vorlesen/Lesen machen, sind neu und selbst gestaltet. Den Märchenkoffer mit den Mitspieltieren haben wir selbst zusammengestellt.
Eingesetzte Medien
Wir verwenden nur Kamishibai, Bücher und die Eltern. Der Aufwand soll überschaubar sein. Es ist nicht notwendig, Kinder mit zusätzlichen Reizen zu überfluten.
Wie garantiert das Projekt, dass alle teilnehmenden Kinder tatsächlich viel lesen?
Die Kinder können anschließend an die Projekteinheiten noch Zeit in der Bibliothek verbringen, Schmökern und sich Bücher für zuhause ausleihen. Die Kinder suchen sich dabei konkret Bücher über Themen aus, die sie interessieren und erleben so, dass Bücher voller interessanter Themen sind. Aufgrund der Rückmeldungen der Eltern und Pädagoginnen können wir davon ausgehen, dass die Kinder von dem Projekt und von Büchern begeistert sind. Sie fragen stets, wann endlich wieder der nächste Termin in der Bibliothek stattfindet.
Wie wird das Projekt abgeschlossen und evaluiert?
Da das Projekt mit open end geführt wird, gibt es keinen offiziellen Abschluss. Es werden laufend Einheiten in "neuen" Sprachen organisiert, sobald wieder ein "Native Speaker" (Eltern, Großeltern, Verwandte der Kinder) zur Verfügung steht. Die Evaluierung erfolgt mit den anwesenden Pädagogen (Kindergarten oder Schule) anschließend an die Einheit. Hier werden Dauer, Medien und Verhalten der Kinder besprochen.

4. Foto

Bibliothek Lannach

5. Sonstiges

Was möchten Sie uns sonst noch mitteilen?
Das Projekt läuft seit 2/2014 und findet ca. monatlich statt (ausgenommen Ferien). Frau Sylwia Scheucher, ausgebildete Bibliothekarin und gebürtige Polin, betreut das Projekt gemeinsam mit der Bibliotheksleitung. Frau Scheucher hat das Projekt im Rahmen ihrer Ausbildung zur Bibliothekarin begonnen und darüber auch eine ausführliche Projektarbeit geschrieben (Titel: „Grzegorz Brz?czyszczykiewicz, oder die Angst vor fremden Sprachen“ steht bei Bedarf zur Verfügung). Zusätzlich zu den Einheiten für die Kinder gibt es auch ein bis zweimal jährlich Vorträge für die Eltern zum Thema "Zweisprachige Erziehung und Lesekompetenz". Auch diese Vorträge werden von Frau Scheucher gehalten. Als zusätzliche Unterstützung konnten wir auch Herrn Fred Ohenhen bei und in der Bibliothek begrüßen. Herr Ohenhen, gebürtiger Nigerianer, Buchautor, Projektleiter bei ISOP- Innovative Sozialprojekte GmbH im Bereich kulturelle Bildung besuchte mit seiner Mitarbeiterin unsere Bibliothek und las aus seinen Büchern vor („Der schwarze Bär“, “Die Taufe und andere Geschichten aus Nigeria“) Er trommelte, brachte den Kinder ein Lied auf Nigerianisch und Deutsch bei, tanzte mit ihnen und spielte ein lehrreiches und lustiges Spiel. Seine Mitarbeiterin zeigte ein kurzes Puppentheater.